Suche

 
 
Von Kemmlitz nach Atlanta: Gymnasiast wird Austauschschüler
Johann Dietmar Körner erhält Stipendium für High-School-Jahr in den USA

Kemmlitz. Für Johann Dietmar Körner wird ein Traum wahr. Er wird ein Schuljahr in den USA verbringen. Wenn nach den Sommerferien wieder die Schule beginnt, wird er seinen Platz nicht im Thomas-Mann-Gymnasium in Oschatz haben, sondern in der Harrison High School in Atlanta. 

„Ich habe mich schon länger für einen Auslandsaufenthalt interessiert, als unsere Lehrerin für Gemeinschaftskunde, Rechtserziehung und Wirtschaft Frau Krause uns über das Austauschprogramm des Bundestages und des US-Kongresses informiert hat“, erzählt der 16-jährige Kemmlitzer. „Ohne das Stipendium hätte ich sicher nicht ein ganzes Jahr im Ausland verbringen können und wäre wahrscheinlich auch nicht in die USA gekommen“, schätzt Johann Dietmar Körner ein. Dann hätte er vielleicht versucht, ein paar Wochen in Großbritannien oder Irland zur Schule gehen zu können. „Mir geht es da nicht nur um die Sprache – Französisch interessiert mich auch – sondern in erster Linie um die Kultur“, erklärt er.

Nun läuft das anders. Über die Kosten für Flug, Unterkunft und Schulbesuch müssen sich weder Johann Dietmar noch seine Eltern Gedanken machen. Diese werden vom Partnerschaftsprogramm des Bundestages und des US-Kongresses übernommen. Zuvor musste viel Papier ausgefüllt werden. Die Bewerbungsunterlagen sind recht umfangreich und reichen bis hin zu einem mehrseitigen Gesundheitszeugnis. Für diesen Aufwand wünscht sich der Hausarzt zumindest eine Ansichtskarte aus Atlanta. Im Spätherbst wusste Johann Dietmar, dass er zumindest die erste Hürde genommen hatte. Die Austauschorganisation Give hatte ihn zu einer Präsentation nach Leipzig eingeladen Dort stellte er sich vor und sprach zu einem selbst gewählten politischen Thema. Danach erhielt er die E-Mail, dass er der Vertreter des Bundestagswahlkreises 151 ist, der das Schuljahr 2016/17 in den USA verbringen darf. 

Das Vorschlagsrecht lag für dieses Jahr nicht beim Direktkandidaten, sondern bei Susanna Karawanskij. Sie begründet ihre Entscheidung so: „Das außerordentliche Zeugnis  von Johann Körner war schon sehr beeindruckend, aber, obwohl er da der Beste war, nicht ausschlaggebend. Überzeugend war vor allem sein Interesse an gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen. Ich denke, dass es wichtig ist, jungen Menschen die Möglichkeit zu geben vielfältige Erfahrungen, auch mittels solcher Austauschprogramme zu machen.“

Inzwischen weiß der Kemmlitzer, wohin der Transatlantikflug geht und hatte bereits mit seinen Gasteltern Kontakt. „Ich wollte schon gern in den Osten der USA und denke, dass Atlanta eine interessante Stadt ist“, schätzt der Kemmlitzer ein. Eine andere Kultur könne man sicher überall im Land kennen lernen. Es habe keine Staaten oder Städte gegeben, bei denen er seine Entscheidung für das Austauschjahr bereut hätte. Im Gegensatz zu seinem Zuhause in Kemmlitz wird Johann Dietmar Körner in Atlanta keine Geschwister haben. Aber seine Gasteltern haben schon große Pläne. Via E-Mail und Internettelefonie habe er sich mit ihnen schon über den Besuch verschiedener Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele ausgetauscht.

Am Thomas-Mann-Gymnasium hat er seine Kurswahl für die 11. Klasse inzwischen rückgängig gemacht. Das habe nun noch ein Jahr Zeit. Sicher sei, dass er in Atlanta, an der Harrisson High, seine Lieblingsfächer Physik und Chemie nicht gleichzeitig belegen könne. Aber die Kombination eines der beiden mit Geschichte sollte wohl funktionieren. 

„Die Schule hat ein großes Programm an Angeboten neben den reinen Unterrichtsfächern“, hat der Gymnasiast festgestellt. Das sei wohl typisch für das Schulwesen jenseits des Atlantiks. Zuhause beschäftige er sich sportlich vor allem mit Laufen und Radfahren, in Amerika würde er gern etwas Neues ausprobieren. „Baseball wäre cool. Aber es gibt da Aufnahmeprüfungen. Ich weiß nicht, ob ich als Anfänger eine Chance habe“, erläutert der 16-Jährige. Volleyball könne er sich aber auch vorstellen. 

Bevor Johann Dietmar Körner in die USA ausreist, treffen sich alle Austauschschüler zu einer Vorbereitungswoche in Berlin. „Ich hoffe, dass es da eine detaillierte Einweisung gibt“, sagt der Gymnasiast. So auf Anhieb falle ihm jedenfalls nichts ein, woran er unbedingt noch denken oder was er auf jeden Fall noch erledigen müsse. Der große Koffer sei jedenfalls schon da. Und die Gasteltern hätten ihm gesagt, dass er nicht zu viele Sachen mitbringen solle. „Atlanta hat ein recht warmes Klima, dicke Jacken und Winterschuhe brauche ich also nicht einzupacken“, hat der Austauschschüler festgestellt.

„Meine Eltern und Geschwister haben mich bei der Bewerbung unterstützt und freuen sich mit mir darüber, dass die Wahl auf mich gefallen ist“, betont der Kemmlitzer. Dennoch werde es für sie wohl nicht ganz einfach, wenn er im August für zehn Monate das Haus verlässt. Wunschzettel für seinen großen Koffer habe er noch nicht bekommen – weder von den Eltern, den Geschwistern oder den Freunden und Klassenkameraden. „Ich lasse mich überraschen“, antwortet Johann Dietmar auf die Frage, ob es denn etwas gibt, was er selbst unbedingt aus den USA mitbringen möchte. Nicht mitbringen, aber unbedingt erleben möchte er dort ein Baseball-Spiel. Ob es in Atlanta eine Profimannschaft gibt, habe er noch nicht nachgeschaut – aber gute Schulmannschaften seien dort auf jeden Fall zu finden.