Oschatz/Mügeln. Dank Corona hat der Posaunenchor der Kirchgemeinde Oschatz ein neues Mitglied: Felix Zehme (15) spielt nun ein Instrument, genau wie sein Vater Joachim und Großvater Berthold. Letzterer musiziert seit 72 Jahren und freut sich, dass nun auch das letzte seiner Enkelkinder ein Instrument erlernt hat. Der Opa war es, der dem Jugendlichen in den vergangenen Wochen zur Seite stand, ihn anleitete, Liedermappe und sogar eine Trompete zum Üben bereitstellte.
Dienstags und donnerstags nutzten sie die schulfreie Zeit, das ein oder andere Mal probte Felix auch für sich allein. Mutter Sandra Zehme, versiert auf der Violine, freut sich, dass innerhalb der Familie so viel gemeinsam musiziert wird. „Für sich allein macht das keinen Spaß. Und auch die Fortschritte werden so gleich viel schneller deutlich, wenn jemand mithört.“
Berthold Zehme sieht die Corona-Situation seit Mitte März als Anstoß für sein Enkelkind. „Er hatte sich schon immer mit der Idee getragen, nahm auch Unterricht an der Musikschule und nutzte ein Nachwuchsprogramm der Sächsischen Posaunenmission und des Landeskirchenamtes. Aber Corona hat nun den Ausschlag gegeben, dass es schon zum Mitspielen im Chor reicht.“ Ganz ohne gemeinsames Musizieren ging es für das Ensemble, das dieses Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert, dann doch nicht. „Wir spielten in kleiner Gruppe, nicht in der Kirche, aber davor“, berichtet Berthold Zehme.
Während der strengen Ausgangsbeschränkungen gaben Zehmes spontan Konzerte vom Balkon. Nachbar Jörg Petermann schloss sich mit seinem Kontrabass an, Applaus und begeisterte Anrufe von den Anwohnern und gar aus der nahegelegenen Gartensparte spornten sie an, es jeden Sonntagabend fortzusetzen.
Felix nahm all das mit und bereichert nun die Talente seiner Verwandten. Dass die zurückliegenden Monate verlorene Zeit gewesen sein sollen, wird er in der Rückschau mit Sicherheit nicht bestätigen. cku
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OAZ-Ausgabe vom 05.06.2020