VON KRISTIN ENGEL
Der Fischer und seine Frau hatten als Nachbarn ein junges Mädchen mit langen Haaren und ihre Mutter, die ständig Haarpflegeprodukte bestellten und in einem Turm lebten und eine alte Schachtel in einem Lebkuchenhaus, die eine Kindertagesstätte betrieb – die Schüler der fünften und sechsten Klasse des Thomas-Mann-Gymnasiums (TMG) brachten beim Vorlesen ihrer modernen Märchen in der Stadtbibliothek die Zuhörer laut zum Lachen. Die vier besten Märchen, die bereits im vergangenen Monat von der Jury gewählt wurden, trugen Susi Hausburg (1. Platz), Alina Barthel (2. Platz, ), Sophie Donaubauer und Katharina Bennemann (beide 3. Platz) beim diesjährigen Literaturwettstreit der 5. bis 7. Klassen des TMG vor.
Diejenigen, die die Präsentation der Märchen verpasst haben, können sich diese zusammen mit acht weiteren Märchen im Rahmen der Ausstellung „Teddy im Märchenwald“ im Stadtmuseum Oschatz durchlesen. Für ihre kreative Leistung erhielten die Schülerinnen jeweils einen Gutschein für die Buchhandlung Roscher. Während sie die Gäste unterhielten, hatte sich die Jury zurückgezogen, um den zuvor stattgefundenen „Literatur-Wettstreit“ zu bewerten. „Es ist dieses Mal ein Literaturcafé der anderen Art. Für diesen Wettstreit haben wir die Bibliothek als Austragungsort gewählt. Der Grund dafür ist die erfolgreiche Zusammenarbeit seit einem Jahr. Frau Reichel leitet sehr erfolgreich den Leseclub an unserer Schule.“ Mit diesen Worten leitete Heike Kolberg, Fachleiterin am Thomas-Mann-Gymnasium, zu Beginn die Veranstaltung ein.
Vorgelesen werden sollten Ausschnitte aus dem Buch „Die Nacht, in der ich supercool wurde“. Lehrerin Christine Schilling übernahm selbst die Einleitung und übergab dann an drei Schüler der fünften und drei Schüler der sechsten Klasse. Alle schafften es, sich fast fehlerfrei durch den Text zu kämpfen, auch wenn es ihnen Wörter wie „gigantomanisch“ und „anno dazumal“ nicht unbedingt leicht machten. Im Publikum saßen jedoch nicht nur Schüler, Lehrer und Juroren. Auch Familienmitglieder hatten sich unter die Zuhörer gemischt. Greta Wallat hatte ihre Großeltern mit im „Gepäck“, mit denen sie für ihren Auftritt auch bereits geübt hatte. „Wir sind sehr stolz, fördern es gerne und heißen es natürlich gut, dass sie an einem solchen Wettbewerb teilnimmt. Ich bin als Souffleur hier – natürlich nur im Notfall“, sagte Gretas Großvater mit einem Augenzwinkern. Doch nicht nur sie konnte auf den Rentner bauen. Einige andere Schüler waren froh über die Stimme aus dem Hintergrund, wenn sie mal nicht weiter wussten. Egal ob „der Zauberlehrling“, „John Maynard“ oder „Wer weiß wo“, die vier Schüler der siebten Klasse wussten, an welcher Stelle richtig betont oder auch mal gestikuliert werden musste.
Neben Buchhandlungsinhaberin Alexandra Roscher, Dana Bach, Leiterin des Stadtmuseums und Lehrerin Anke Brandt, saß auch Cindy Schillgalies mit bei den Juroren. Sie selbst hatte einst den Leseclub mit ins Leben gerufen. Erst vor Kurzem schloss sie ihr Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,2 ab und beginnt jetzt mit ihrem Studium für Kunstgeschichte. Noch heute schreibt sie Gedichte, Kurzgeschichten und stellte einige ihrer Werke bei der „Nacht der Künste“ dem kritischen Publikum vor. Ihr Wunsch ist es, dass der Leseclub auch weiterhin so gut angenommen wird. Daher will sie auch in Zukunft regelmäßig beim Thomas-Mann-Gymnasium vorbeischauen.
Doch zurück zum Wettstreit. Denn die Juroren hatten ihre Entscheidung getroffen. Aus der fünften Klasse erhielt Miriam Nollau beim Vorlesen den ersten Platz und durfte sich ein Buch mit nach Hause nehmen. In der sechsten Klasse war es Anne Majewski, die die beste Leistung gezeigt hatte. Antonius Donaubauer hatte mit dem „Zauberlehrling“ den besten Balladenvortrag. Mit dem gleichen Gedicht belegte Greta Wallat den zweiten Platz. Das machte ihre Großeltern nicht weniger stolz. Freudestrahlend nahm auch sie ihre Urkunde entgegen. „Alle haben es ganz toll gemacht“, betonte Bibliotheksleiterin Eleonore Reichel zum Abschluss.