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von Jana Brechlin

Theorie und Praxis klaffen manchmal gar nicht so weit auseinander. Für ihre Facharbeit am Oschatzer Thomas-Mann-Gymnasium hatte Anne Sickert recherchiert, dass die Schleiereulen in der Region besonders gefährdet sind – und gleich selbst ein Stück Abhilfe geschaffen. Denn neben den Erkenntnissen zu bedrohten Tierarten fertigte die Zehntklässlerin im praktischen Teil einen Nistkasten für Schleiereulen an, der seit Ostern im Turm der Kirche Hof angebracht ist. Jetzt steht fest: Ein Eulenpaar hat das neue Zuhause bezogen und brütet derzeit Junge aus.

Olaf Schmidt von der Oschatzer Ortsgruppe des Naturschutzbundes (Nabu) hat die Projektarbeit von Anne Sickert begleitet und den Platz für den Nistkasten vorgeschlagen. „Vorher gab es doch noch keinen Kasten, aber die Stelle bietet sich für Eulen, die es dunkel haben wollen, und Turmfalken an. Außerdem ist der Platz mardersicher“, begründete er.

Bei den Mitgliedern der Kirchgemeinde habe der Vorschlag schnell Zustimmung gefunden, und so sei die Scheibe eines Turmfensters ausgebaut und direkt dahinter der Nistkasten angebracht worden. „Die Vögel können nur an dieser Stelle rein und raus und fliegen – nicht etwa durch die Kirche“, versichert Schmidt.

Bei einem Kontrollbesuch dieser Tage wurde aus der ersten Hoffnung Gewissheit: Der Kasten ist belegt, insgesamt brüten die Schleiereulen acht Eier aus. Mit dem Schlüpfen der Jungtiere rechnet der Nabu-Beauftragte im August, ausgeflogen wird dann wohl im September. „Das ist etwas später, die meisten fliegen bereits im Juli aus.

Aber der Standort ist schließlich neu und musste von den Tieren erst gefunden werden“, so Olaf Schmidt. Auch wenn die Schleiereule nach wie vor als gefährdet gilt, habe sich die Population wieder ein bisschen erholt. Gründe dafür seien die vergangenen milden Winter und damit verbunden ein üppiges Nahrungsangebot, so gebe es zum Beispiel reichlich Mäuse. Der Nabu-Vertreter geht deshalb davon aus, dass der Nistkasten von Anne Sickert auch im kommenden Jahr wieder von Schleiereulen belegt wird.

Fotos: Dirk Hunger