Begabtenförderung nach Schulschluss: Gymnasiasten der Region setzen Tradition fort
Eine noch nicht vollendete Zeichnung aus dem Fundus der Nacht der Künste – das Abbild der schlangenköpfigen Medusa zeugt vom Talent der Gymnasiasten. Foto: C. Kunze
Borna. Es begann mit einem Dutzend, inzwischen sind es über 20 – so viele Schüler machten in diesem Jahr die Nacht zum Tag in der Pfarrscheune in Borna. Die Neunt- bis Zwölftklässler des Oschatzer Thomas-Mann-Gymnasiums haben sich die Einrichtung des Kirchspiels Liebschützberg als ihre Bühne auserkoren für die vierte Auflage der „Nacht der Künste“. Ähnlich wie beim Kunstcamp wird hier außerhalb des Stundenplans die Begabtenförderung vorangetrieben – allerdings zeitlich verdichtet auf einen Abend und dafür breiter gefächert.
Neben Zeichnungen und Gemälden, die, teils fertig, teils als Skizzen in Zeichenblöcken zur Diskussion anregend ausliegen, wird in der Nacht der Künste auch musiziert, getanzt, gesungen, und Theater gespielt – ein breites Spektrum, das laut Silke Hörügel vor allem dazu dienen soll, die musisch begabten Jugendlichen zusammenzuführen und ihnen die Möglichkeit zum Austausch zu geben. „Fernab von Stundenklingel und Klausuren treffen hier Persönlichkeiten und Talente aufeinander. Da hat Potenzial und schafft noch dazu eine ganz besondere Atmosphäre“, beschreibt die Pädagogin.
Für ihren Kollegen Kai Schnabel, der genau so wie Heike Kolberg zum Betreuer-Trio an diesem Abend gehört, birgt die Kunst-Nacht die Chance, verborgene Begabungen offen zu legen. „In vielen Schülern schlummert eine Begabung, die man im herkömmlichen Unterrichtsgeschehen nur selten heraus kitzeln kann. In diesem Rahmen gelingt das glücklicherweise“, nennt er eine Besonderheit.
Der Rahmen, das ist dann immer auch der Ort. Nach den ersten beiden Auflagen im Kloster Sornzig und dem Abstecher nach Börln im vergangenen Jahr ist nun Borna an der Reihe. „Sornzig hat sich vom Geheimtipp zum Magneten entwickelt. Es wird immer schwieriger, dort freie Termine zu kriegen. Und so sind wir immer auf der Suche nach neuen Orten – das ist gut, denn es lenkt den Blick auf Schätze in der Region“, sagt Silke Hörügel.
Julia Lippert stellt in Borna ihre Zeichnungen aus. „Ich male seit ich zwölf oder 13 bin. Los ging alles mit Landschaften und Tieren. Inzwischen versuche ich mich auch an Menschen – aber das ist wegen der Proportionen gar nicht so einfach“, sagt sie. Von Kohle und Stiftzeichnungen über Aquarelle und Acrylgemälde hat sie schon alles ausprobiert. Festlegen möchte sie sich nicht. Ebenso wenig weiß sie schon, ob ihr Talent einmal richtungsweisend für Studium oder Beruf werden wird.
Neben den Gesangsparts liefern auch Klavier und Gitarre Rhythmen an diesem Abend. Die ausgesuchten Melodien stammen unter anderem aus den Filmen „Titanic“, „Cloud Atlas“ und „Die fabelhafte Welt der Amelie“. Mit der Auswahl dieser Stücke schlagen die Schüler spielend eine Brücke zur Kunst der bewegten Bilder auf der Leinwand. Selbst in Szene setzen sich die Teilnehmer, als die Dämmerung einsetzt. Der Sketch „Ach, du lieber Himmel!“ von Hans Georg Kraus beschäftigt sich mit Klischees und Stereotypen und wird von Mitgliedern der Theatergruppe unter freiem Himmel dargeboten – die jungen Akteure spielen, trotzdem den Mücken, ernten Applaus.
Die Mischung lockt Ehemalige an. Maria Oravcova und Cindy Schillgalies haben ihr Abitur und wollen sehen wie es weiter geht – beide bleiben bis zum Schluss, als am Lagerfeuer Lyrik rezitiert wird – und mancher schon von der Nacht der Künste im Jahr 2018 träumt.