Zweiter Fortbildungstag der Oschatzer Schulen widmet sich schwierigem Verhalten bei Heranwachsenden
Die Leiterinnen und Leiter der acht teilnehmen Oschatzer Schulen mit Referentin Dr. Ines Schwarz-Görner aus Leipzig (3.v.r.) beim 2. Fortbildungstag im „O“. Foto: Christian Kunze
Oschatz. Es könnte durchaus sein, dass der ein oder andere Schüler alles andere als erholt aus den Sommerferien kommt. Mit dieser unbequemen Wahrheit konfrontierte Dr. Ines Schwarz-Görner Oschatzer Lehrer beim 2. gemeinsamen Fortbildungstag am Dienstag im „O“. Die Fachfrau bildet seit 18 Jahren in Leipzig Heilpädagogen und Erzieher aus.
Schwieriges Verhalten, egal in welcher Form, so die Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin aus Leipzig, sei keine gegen den Lehrer gerichtete Aggression. Er muss sich jedoch damit als Teil seines Berufs- und Lebensalltags auseinandersetzen. So sei „schwieriges Verhalten“ (Schwarz-Görner vermied bewusst den Begriff „Verhaltensauffälligkeiten“) vielmehr ein „unterbewusster Hilferuf“. Wenn sich im familiären Umfeld des Kindes etwas Gravierendes ändert, trägt es dies mit in die Schule und den Unterricht. „Oftmals sind Kinder auch die Blitzableiter ihrer Eltern“, verdeutlichte sie.
Wie in jedem anderen Beruf müsse man sich im Lehramt auf Rüst- und Handwerkszeug besinnen, um Probleme wahrzunehmen, sie zu analysieren und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Selbstschutz sei dabei äußerst wichtig. „Das Problem, dass Sie erkennen, ist nicht Ihr eigenes, sondern das des Schülers“, betonte Schwarz-Görner. So wie Bauarbeiter Helme für den Kopf und Stahlkappen in den Schuhen haben, müsse der Lehrer Mechanismen nutzen, um zum einen den Konflikt des Kindes nicht an sich heranzulassen und zum anderen „korrigierende Erfahrungen“ zu schaffen. Das heißt: negative Empfindungen, Erlebnisse und Erfahrungen des Schülers durch Vertrauen und positive Erfahrungen wieder ausgleichen. Probleme zu lösen sei ein hehres Ziel, aber kaum umsetzbar – wenigstens nicht, ohne ins persönliche Umfeld des Kindes einzugreifen. Aufgabe des klug handelnden Lehrers sei es deshalb„manches zu übersehen, aber alles zu überblicken“, brachte sie auf den Punkt.
Ohnehin müsse jeder Unterrichtetende selbst entscheiden, inwiefern es seine Aufgabe ist, korrigierend einzuwirken. „Natürlich ist es legitim, zu sagen, dass für diese Tatsachen andere Stellschrauben in der Gesellschaft verändert werden müssen. Aber ohnehin wissen die meisten von Ihnen, dass Sie nur ein Rädchen im Getriebe sind“, so die Referentin.
Als „Rädchen im Getriebe“ kann man mit Entscheidungen und Verhalten gegenüber schwierigen Kindern deren Situation jedoch auch verschlimmern. Schwarz-Görner riet deshalb unter anderem dazu, Dinge zu vermeiden. Dazu gehört es, etwa beim Sportunterricht nicht Schüler ihre Mitschüler in Mannschaften wählen zu lassen, sondern die Mannschaften als Lehrer selbst zusammenzustellen. So könne verhindert werden, dass Schüler, die unbeliebt sind, weiter drangsaliert und gemobbt werden.
Im Gegensatz zur ersten Auflage fanden dieses Mal keine Workshops statt. Vielmehr bezog die Referentin Fallbeispiele aus der Oschatzer Schulpraxis ein. Diese hatten die Pädagogen im Vorfeld zugearbeitet. Mit der Möglichkeit, direkt Fragen zu stellen und real existierende Probleme zu diskutieren, machte das den Fortbildungstag noch anschaulicher. Die Fokussierung auf einen speziellen Themenschwerpunkt sei Wunsch der Kollegen gewesen, sagte Kerstin Wasiak, Leiterin der Robert-Härtwig-Oberschule.
Analog zur Premiere im November 2016 nahmen 200 Lehrkräfte aus acht Oschatzer Schulen teil: die Grundschulen „Collmblick“ „Magister Hering“ und „Zum Bücherwurm“, die Oberschule Robert Härtwig, das Thomas-Mann-Gymnasium, das Berufliche Schulzentrum, die Rosenthal-Lernförderschule und die Schule für geistig Behinderte in der Burgstraße. Weiter auf Kommentar