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Oschatz. Fit in Mathe, ein Ass bei Fremdsprachen und noch eine „Goldkehlchen“-Gesangsstimme: Selten verfügt ein Schüler über so viele Begabungen gleichzeitig. Eine besondere Fähigkeit hat aber fast jeder. Am Thomas-Mann-Gymnasium (TMG) gibt es erstmals seit diesem Schuljahr ein Projekt, bei dem einzelne Interessenbegabungen der Schüler herausgefunden und dann gezielt gefördert werden. Ein Projektpartner ist der Elektrobau Oschatz. Die OAZ sprach mit Schulleiterin Marion Müller, der Fachleiterin für Begabtenförderung Ines Marx, Elektrobau-Geschäftsführer Michael Kromer und Elektrobau-Entwicklungsleiter Sören Wittenberg.

Warum setzt Ihre Schule auf Begabungsförderung?

Marion Müller: Vor einigen Jahren haben wir unsere Arbeit unter das Motto gestellt: Schüler sind unsere Helden, wenn sie ihre selbstgesteckten Ziele erreichen. Wir sehen unsere Schule als Ermöglicher. Unser Kollegium hat sich deshalb überlegt, wie Schüler dabei unterstützt werden können, ihre Begabungen zu erkennen und in Leistung umzusetzen. Denn wir mussten feststellen, dass einige Schüler der 9. und 10. Klassen ihr Interesse an Schule verloren haben, obwohl sie besondere Talente besitzen. Und das wollen wir unter anderem mit diesem Projekt verhindern.

Wie erkennen Sie jetzt die Potenziale der Schüler?

Ines Marx: Zu Beginn der fünften Klasse werden die Interessen und Begabungen der Schüler mit einem Test erkannt. Acht verschiedene Begabungen können damit festgestellt werden, für die wir genau so viele verschiedene Projekte anbieten. Und es ist erstaunlich, dass die Testergebnisse und die von den Schülern ausgesuchten Projekte oft übereinstimmen.

Welche Projekte sind das?

Ines Marx: Zum Beispiel Chor und Schulband. Ein mathematisches Projekt, in dem die Schüler Spiele entwickeln oder das Streitschlichter-Projekt. Jede Woche stehen dafür im Rahmen des Förderunterrichtes 90 Minuten zur Verfügung. Und wir haben bereits jetzt in der Erprobungsphase festgestellt: Wenn wir die Kinder mit ihren Interessen ernst nehmen, dann sind sie auch in anderen Fächern motiviert.

Bei der Begabten-Förderung am TMG spielt auch das sogenannte Drehtürenmodell eine Rolle. Was ist das?

Marion Müller: Schüler, die in einem Fachgebiet besonders begabt sind, können in diesem Fach in einer höheren Klassenstufe den Unterricht besuchen. Wir haben zum Beispiel einen Achtklässler, der in der zehnten Klasse Physik lernt. Und wir bieten Schülern an, dass sie in einem Unternehmen an einem Projekt arbeiten. Dafür konnten wir die Firma Elektrobau gewinnen.

Was motiviert Sie als Geschäftsführer des Elektrobau, sich für die Schüler zu engagieren?

Michael Kromer: Wir haben eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit Dr. Wittenberg an der Spitze, der früher als Dozent an der Uni Dresden gearbeit hat, also Lehrerfahrung besitzt. Wir waren uns einig, dass wir das gern machen und technisch begabte Schüler damit abholen wollen. Über die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordsachsen gibt es eine Förderung, damit wir nicht auf den Kosten sitzen bleiben.

Woran arbeiten die Schüler im Elektrobau?

Sören Wittenberg: Wir haben ein Thema gesucht, das wir so weit runter brechen können, dass es für Schüler interessant wird. Vereinfacht gesagt: Die Schüler bringen LED-Leuchten mit einem Multi-Vibrator zum Blinken. Das fasziniert erst mal jeden. Ergebnis ist ein Lampensteuerungssystem für LED, das die Schüler dann mit nach Hause nehmen können. Ich habe festgestellt, dass die Schüler am liebsten bloß programmieren würden, das Zusammenstecken der Schaltungen mögen sie nicht so.

Wie geht es nach diesem Projekt weiter?

Michael Kromer: Wir haben einen kleinen 3-D-Drucker, mit dem Gehäuse für elektrische Schaltungen entstehen könnten. Auch das Programmieren von Fertigungsrobotern wäre denkbar.

Fragen: Frank Hörügel

Informationen zum Förderunterricht gibt es zum Tag der offenen Tür am Thomas-Mann-Gymnasium am Freitag, dem 1. Februar, von 16.30 bis 19 Uhr.